Am 25. Juni 1530 war alles, was Rang und Namen hatte, in Augsburg versammelt: die Kurfürsten und Fürsten des Reiches, die Vertreter der Stände und der Städte sowie die berühmtesten Theologen der Zeit. Sogar Kaiser Karl V war gekommen. Es ging um eine wichtige Sache: Die reformatorischen Thesen Martin Luthers hatten in Deutschland innerhalb von gut zehn Jahren eine breite Bewegung ausgelöst, die das Reich zu spalten drohte. Der Kaiser hatte einen Reichstag ausgeschrieben, um “den Zwiespalt” in der Kirche zu beseitigen. Tagungsort war das fürstbischöfliche Palais in Augsburg, heute Sitz der Regierung von Schwaben (Fronhof).
Zu Beginn legten die Protestanten ihr Bekenntnis vor, auf das sich sieben Fürsten und zwei Reichstädte geeinigt hatten. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise bestand darauf, dass das Bekenntnis auf deutsch, der Sprache des Volkes, und auf lateinisch verlesen wurde. Es war verfaßt worden von Luthers Mitstreiter Philipp Melanchthon und heißt seitdem nach dem Ort seiner Verlesung: das “Augsburger Bekenntnis” (Confessio Augustana) . Melanchthon wollte sowohl den eigenen Standpunkt klar darlegen, als auch Offenheit für die Verständigung mit den damaligen kirchlichen Autoritäten signalisieren.
Das Augsburger Bekenntnis fasst den evangelischen Glauben in 21 Artikeln zusammen. In ihnen ist unter anderem von Gott und von Jesus Christus die Rede, von der Rechtfertigung, von der Kirche, der Predigt und von Abendmahl und Taufe. In sieben weiteren Artikeln geht es um “Mißbräuche”. Allein hier sah Melanchthon echte Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche: Pfarrer sollten heiraten dürfen, das Abendmahl den Gläubigen in Brot und Wein gereicht und weltliche und geistliche Macht sauber getrennt werden.
Der Kaiser wies das Augsburger Bekenntnis zurück, die Evangelischen machten es dennoch zu ihrer offiziellen Bekenntnisschrift.
(Aus: Den Frieden als Weg. Evangelische Kirchen und Orte der Reformation in Augsburg. Hrsg. Evang.-Luth. Dekanat Augsburg 2005)
Die Confessio Augustana ist heute Lehrgrundlage für viele evangelische Kirchen. Manche führen das Kürzel “AB” oder “CA” ( für “Augsburger Bekenntnis” oder “Confessio Augustana”) in ihrem Namen. Derzeit sind 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern mit über 75,5 Millionen Christinnen und Christen in der ganzen Welt im Lutherischen Weltbund in Genf zusammen geschlossen.
Innerhalb der Weltchristenheit sind die Lutheraner eine beachtliche Größe.
Ihre Lehrgrundlagen sind:
- Die Bibel Alten und Neuen Testamentes
- Die altkirchlichen Bekenntnisse (apostolisches Glaubensbekenntnis; Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel )
- Das Augsburger Bekenntnis
- Luthers großer und kleiner Kathechismus
- und andere