Am 8. August 1629 waren auf Grund des Restitutionsediktes Kaiser Ferdinands II in Augsburg alle evangelischen Prediger entlassen worden. Bald darauf wurden die evangelischen Kirchen in der Stadt geschlossen, manche sogar abgerissen. Die Evangelischen mußten mehr als 14 Jahre lang ihre Gottesdienst im Freien feiern. Erst durch den Westfälischen Frieden im Jahre 1648, der die Gleichstellung von Evangelischer und Römisch-Katholischer Kirche in Augsburg gesetzlich festlegte, erhielten die Evangelischen ihre Kirchen zurück.
Am 8. August 1650, dem Jahrestag der traurigen Ereignisse von 1629, feierten die Evangelischen Augsburgs zum ersten Mal in allen evangelischen Kirchen der Stadt mit Dank- und Friedensgebeten ihre Gleichstellung. Seitdem wird das Hohe Friedensfest alljährlich am 8. August in Augsburg gefeiert.
Das Friedensfest wurde schon sehr bald ein Fest für die Kinder, die in eigenen Gottesdiensten ihr Kinderfriedensfest feierten. In Erinnerung an die Not während des 30jährigen Krieges werden bis heute beim Kinderfriedensfest süße Friedenswecken verteilt. Außerdem erhielten die Kinder bis 1789 zu jedem Friedensfest Friedensbilder in Form von Kupferstichen. Diese Tradition lebt fort in einem Wettbewerb, bei dem die Schulkinder jedes Jahr eingeladen sind, ein Bild zum Friedensfest zu malen. Das beste Bild wird dann das Friedensbild des jeweiligen Jahres.
Seit 1950 ist das Hohe Friedensfest ein staatlich anerkannter Feiertag in der Stadt Augsburg. Seit den 70er Jahren wurde das Friedensfest immer stärker ökumenisch geöffnet und wird seit 2002 auch offiziell mit ökumenischen Gottesdienst gefeiert.
Das Friedensfest erinnert zwar an die schlimmen Erfahrungen konfessioneller und religiöser Auseinandersetzungen. Aber es wird gefeiert als Ermutigung zu einem Leben in Frieden und versöhnter Verschiedenheit der Konfessionen und Religionen.
Aus: Den Frieden als Weg. Evangelische Kirchen und Orte der Reformation in Augsburg. Hrsg. Ev.-Luth. Dekanat Augsburg 2005.